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Wittgenstein Preisträger Prof. Niyazi Serdar Sariciftci referierte über Kraftstoffe aus Sonnenlicht


Wenn wir weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen, werden wir 100 Millionen Jahre gespeicherte CO2 in die Atmosphäre freigeben und können den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre lange Zeit nicht verringern können. Naturkatastrophen werden damit verbunden sein. Deshalb plädieren Wissenschafter weltweit, bei der Energiegewinnung auf erneuerbare Energie zu setzen. Wir wollen die erneuerbaren Energien aus Wind-, Solar-, Wasserkraftwerken dort einfangen, wo sie mengenmäßig am größten sind. Aber dann stehen wir vor dem Problem, wie wir diese Menge der erneuerbaren Energie speichern und dorthin weitertransportieren, wo die Energie benötigt wird.

Für Prof. Niyazi Serdar Sariciftci ist die Sonnenenergie die sauberste und die reichhaltigste Energiequelle, die wir auf der Erde zur Verfügung haben. Seit dreißig Jahren gilt sein Fokus, die Sonne zur Energiegewinnung zu nutzen. In seinem Vortrag an der Internationalen Akademie Traunkirchen präsentierte er seine letzten Forschungsergebnisse.

Beim Forscherteam rundum Prof. Sariciftci an der Johannes Kepler Universität Linz steht nachhaltige Energiegewinnung ganz oben auf der Themenliste. Sie forschen, wie die hohen Energieverluste bei der Speicherung und beim Transport von erneuerbarer Energie verringert werden können. Dabei sind sie auf eine bedeutende Entdeckung gestoßen: Die hohen Energieverluste der Speicherung können durch eine Umwandlung der gewonnenen Energie in Methan oder andere Kohlenhydrate deutlich verringert werden. Für die Umwandlung der Sonnenenergie in einen Kraftstoff wie Methan nutzen sie eine künstliche Photosynthese, die die natürliche Photosynthese nachahmt. Natürliche Photosynthese ist ein wunderbarer chemischer Prozess und stellt einen optimalen Kreislauf dar.

Prof. Niyazi Serdar Sariciftci: „Wir wollen die Idee der Umwandlung von CO2 in synthetische Kraftstoffe (CO2-Recycling) mit Hilfe der Solar- und Windenergie als einen möglichen Ansatz für die transportable Speicherung von erneuerbarer Energie in den Fokus rücken. Das Recycling von CO2 durch katalytische Ansätze wird weltweit mit Nachdruck untersucht. Chemische, elektrochemische, photo-elektrochemische und bio-elektrochemische Ansätze werden als neue Wege zur Umwandlung von CO2 in synthetische Kraftstoffe und nützliche Chemikalien lebhaft diskutiert. Diese synthetischen Kraftstoffe, die durch eine "künstliche Photosynthese" erzeugt werden, können eine praktische Alternative zu den herkömmlichen, fossilen Brennstoffen werden, ohne die globale Transportsysteme komplett umzubauen.“

Die Batterien, die wir heute zur Energiespeicherung zur Verfügung haben, sind für sehr kleine Energiemengen konzipiert. Die großen Mengen wie mehrere Terawatt können wir nicht in derzeitigen elektrischen Batterien speichern. Die gesamte Menge der Batterien auf der Welt würde nicht einmal reichen, den Energieverbrauch der Welt für einen Tag zu speichern. Deshalb benötigen wir einen neuen Energieträger für die erneuerbare Energie. Die chemischen Verbindungen wie Methan können mit ihrer enormen Energiespeicherfähigkeit und dem geringen Energieverlust beim Transport der teuren Batterie den Platz als Energiespeicher abspenstig machen. Methan kann heute schon durch Pipelines oder als tiefgekühlte Flüssigkeit (LNG) mittels Tankschiffe überall hin auf der Welt transportiert werden.

Fazit von Niyazi Serdar Sariciftci

Wir müssen Alternativen für die Energiespeicherung aus erneuerbaren Quellen für die gesamte Welt konzipieren. Wir können nicht davon ausgehen, dass unsere Gegebenheiten in Europa oder USA für die gesamte Weltbevölkerung verfügbar sind. Daher müssen wir die Forschung für die Umwandlung erneuerbarer Energie in künstliche Kraftstoffe beschleunigen und forcieren, nur so können wir unseren Energieverbrauch ohne fossile Brennstoffe zukünftig tilgen.

Referent

Univ.-Prof. Niyazi Serdar Sariciftci ist Vorstand des Linzer Instituts für Organische Solarzellen (LIOS, www.lios.at) sowie des Instituts für Physikalische Chemie an der Johannes Kepler Universität Linz. Geboren 1961 in Anatolien, besuchte Sariciftci das österreichische St.-Georgs-Kolleg in Istanbul. Er studierte Physik an der Uni Wien und promovierte in 1989, arbeitete über drei Jahre an der Universität Stuttgart und forschte anschließend vier Jahre lang beim späteren Chemie-Nobelpreisträger (2000) Alan Heeger an der University of California. Im Jahr 2012 erhielt er den Wittgenstein-Preis der Republik Österreich.

Vortragsfolien Prof. Niyazi Sariciftci